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Publizist auf Pro-Palästina-Demonstration in Bonn mit ‚Kopf-ab‘-Geste bedroht

Pro Palästina Demonstration in der Innenstadt von Bonn (Foto: Blogger im Einsatz)

Bonn. Bei einer Demonstration in der Bonner Innenstadt kam es am frühen Abend des 11. Dezember zu einem schwerwiegenden Zwischenfall, bei dem ein Pressevertreter bedroht wurde. Der Vorfall ereignete sich im Umfeld einer Pro-Palästina-Versammlung, die zeitgleich zu einer kleineren Mahnwache zur Solidarität mit Israel stattfand. Die Polizei sicherte beide Versammlungen ab.


Bedrohung gegen Pressevertreter 

Gegen 18 Uhr versammelten sich laut Angaben rund 50 bis 60 Teilnehmer einer Pro-Palästina-Demonstration an der Poststraße Ecke Maximilianstraße, nahe dem Bonner Hauptbahnhof.

Während der Versammlung kam es zu einem schwerwiegenden Zwischenfall: Der anwesende Autor und Publizist wurde erheblich bedroht. Nach seinen Angaben zeigte eine Teilnehmerin zunächst auf ihn und vollführte anschließend eine "Kopf-ab"-Geste. Die Polizei, die beide Versammlungen absicherte, wurde über den Vorfall informiert. Der betroffene Pressevertreter hat Strafanzeige erstattet.


Die israelkritische Kundgebung fand nur etwa 50 Meter entfernt von einer Mahnwache zur Solidarität mit Israel statt, an der sich rund 10 Personen beteiligten. Der Vorfall unterstreicht die teils angespannte und aggressive Stimmung im Zusammenhang mit den Nahost-Konflikten bei Demonstrationen in der Bonner Innenstadt.

Israelsolidarische Mahnwache vor dem Hbf Bonn / (Foto: Blogger im Einsatz)

Kontroverse Rede zur Intifada 

Im Fokus der Pro-Palästina-Demonstration standen auch Redebeiträge, die sich ausführlich mit dem Begriff der Intifada, des palästinensischen Aufstands, befassten.

Auf der Pro-Palästina-Demonstration sprach eine Rednerin über die erste (1987) und zweite Intifada (2000-2005). Sie sagte zur ersten Intifada:

[...]Die kam aus den Straßen, aus dem Herzen, aus den Kirchen, aus den Schulhöfen, aus den Feldern … sie entstand, nachdem ein israelischer Militärwagen vier palästinensische Arbeiter aus Gaza tödlich überrollte. [...]
Zur zweiten Intifada erklärte sie:
[...]Es war ein Ausbruch eines Zorns, der sich über Jahre aufgebaut hat. [...]
Sie fügte hinzu, dass dabei nur eine Seite „massenweise bombardiert worden“ sei.

Während der Kundgebung wurde zudem der Slogan "Long live the Intifada" ("Es lebe die Intifada") gerufen.
 

Sachliche Einordnung: Die Intifada-Phasen im historischen Kontext

Die in der Demonstration angesprochene Thematisierung der Intifada erfordert eine differenzierte historische Betrachtung. Es muss zwischen den beiden Hauptphasen des palästinensischen Aufstands unterschieden werden:

  • Erste Intifada (1987–1993): Diese Phase begann nach einem tödlichen Verkehrsunfall in Gaza als spontaner Volksaufstand (oft als "Krieg der Steine" bezeichnet). Die Proteste waren primär durch zivilen Ungehorsam, Streiks und Steinwürfe gegen die israelischen Sicherheitskräfte gekennzeichnet.
  • Zweite Intifada (2000–2005): Diese Phase eskalierte zu einem militarisierten Konflikt. Im Gegensatz zur ersten Welle war sie gekennzeichnet durch den vermehrten Einsatz von Schusswaffen und insbesondere durch Selbstmordattentate palästinensischer militanter und terroristischer Gruppen, die gezielt auf israelische Zivilisten im israelischen Kernland abzielten.

Die Rednerin in Bonn stellte die Zweite Intifada als Ausdruck des Zorns dar, wobei sie implizierte, nur eine Seite habe Opfer zu beklagen. Diese Darstellung lässt die Tatsache außer Acht, dass die Terroranschläge während dieser Periode über 1.000 israelische Todesopfer forderten, mehrheitlich Zivilisten. Die darauf folgenden massiven israelischen Militäroperationen und die hohen palästinensischen Opferzahlen stehen im Kontext dieser Spirale der Gewalt. Eine vollständige historische Betrachtung muss die Gewalt auf beiden Seiten in ihrer jeweiligen Form berücksichtigen.

Zusätzlich verschärft der auf der Demonstration gerufene Slogan "Long live the Intifada" ("Es lebe die Intifada") die Lage. Er wird von Kritikern als Aufruf zur Fortsetzung eben jener gewaltsamen Aufstände interpretiert, die in ihrer zweiten Phase den Terror gegen Zivilisten einschlossen. Die Verwendung des Begriffs in aktuellen Protesten wird somit als Chiffre für die Legitimierung der Tötung von Juden und Israelis verstanden.

Personalienfeststellung der Beschuldigten Versammlungsteilnehmerin, nachdem die Person flüchten wollte / (Foto: externe Quelle)

Bericht: Christopher Stenzel 

Quellen;
- Beobachtungen von Blogger im Einsatz 
- Video der Bedrohung 


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