Direkt zum Hauptbereich

"Landesverräter"-Vorwurf: Extremist droht NRW-Blogger mit Meldung an türkische Behörden

 Ein junger Blogger, der den journalistischen Blog „Blogger im Einsatz“ betreibt, ist bei einer Pro‑Palästina‑Demonstration in Bonn am 27. November erneut Ziel schwerwiegender Drohungen geworden. Die Attacken setzen ein Muster fort, das bereits eine Woche zuvor in Düsseldorf begonnen hatte.

Eskalation der Bedrohung in Bonn

Der mutmaßliche Täter veröffentlichte kurz nach der Bonner Demonstration ein neues Video. Darin bezeichnet er den Blogger erneut als „zionistischen Journalisten“, zeigt ihn unerlaubt und nennt zusätzlich dessen Wohnort.

Im Original wurden der Blogger, ein Kollege und deren Wohnorte öffentlich gezeigt. Die Redaktion hat alle Daten anonymisiert.

In einem weiteren Statement droht der Mann, den Blogger bei türkischen Behörden zu melden. Die Drohung richtet sich klar gegen dessen journalistische Arbeit:
Ich werde den Landesverräter, der meinen, der mein türkischsprachiges Video fehlübersetzt hat, wenn ich ihn finde, dann melde ich ihn an die türkischen Behörden und dann war's das mit Türkei-Urlaub

Instagram Account koeln.seeberger 

Die Behörden prüfen, ob es sich dabei um eine transnationale Einschüchterungshandlung handelt — ein Muster, das im Bereich des auslandsbezogenen politischen Extremismus als besonders bedeutsam gilt.


Vorgeschichte: Bedrohung in Düsseldorf eine Woche zuvor

Bereits eine Woche vorher, am vorherigen Samstag, war der junge Blogger in Düsseldorf im Rahmen seiner Berichterstattung über politische Versammlungen bedroht worden.

Auf dem Instagram‑Account „koeln.seeberger“ erschien ein Video, in dem der Blogger als „zionistischer Journalist“ beschimpft wird. In türkischer Sprache forderte der Sprecher seine Anhänger ausdrücklich auf, dem Blogger Gewalt anzudrohen:

Weist diesem Mann seine Grenzen. Ganz egal, wie ihr ihm Angst macht – ob ihr ihn in den See werft oder ihn in die Enge treibt. Macht ihm Angst.

Instagram Account koeln.seeberger  


Die Aufforderung, den Blogger „in den See zu werfen“, wird von Ermittlern als potentiell lebensgefährliche Drohung eingestuft.

Strafanzeigen und Ermittlungen 

Der Blogger erstattete in beiden Fällen umgehend Anzeige. In Düsseldorf ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten und Beleidigung, während in Bonn ebenfalls Strafanzeige gestellt wurde und der Staatsschutz nun prüft, ob eine extremistische Motivation vorliegt und ob ein systematisches Vorgehen hinter den Drohungen steckt. Beide Vorfälle werden im Zusammenhang betrachtet, da es Hinweise gibt, dass derselbe Account-Inhaber für die Bedrohungen verantwortlich ist.

Pressearbeit zunehmend behindert

Die Vorfälle ereigneten sich im Umfeld mehrerer politisch angespannter Demonstrationen in Düsseldorf und Bonn. Neben den Bedrohungen gegen den Blogger kam es zu weiteren Behinderungen der Pressearbeit — etwa durch das Verdecken von Kameras oder durch aggressive Ansprache von Medienvertretern.

Bewertung

Die Bedrohung in Bonn gilt als deutliche Eskalation: Neben direkter Einschüchterung wurden erstmals der Wohnort des Bloggers öffentlich genannt sowie Drohungen im Auslandskontext ausgesprochen.

Fachleute sehen hierin ein Beispiel für die wachsende Gefährdung journalistischer Arbeit, besonders bei konfliktgeladenen politischen Versammlungen. Die Behörden sprechen von einer „ernstzunehmenden Bedrohungslage“.


Bericht: Christiopher Stenzel 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eklat in Wuppertaler Lokal: Putin-Freunde tafeln unter Kriegs-Deko – Ukraine-Aktivist protestiert vor Ort

Am gestrigen Sonntag trafen sich Befürworter des russischen Machthabers Wladimir Putin und des Angriffskrieges gegen die Ukraine im Wuppertaler Lokal „Nascha Russia“ in Barmen. Die Veranstaltung, zu der für 18:00 Uhr über den Messengerdienst Telegram aufgerufen wurde , lockte circa 15 Personen an. In dem Aufruf hieß es: „EIN TREFFEN UNSERER RUSSISCH-DEUTSCH-EINHEIT WIRD FINDEN“. Foto: Christopher S. Der Autor dieses Berichts war als Pressevertreter für den Blog "Blogger im Einsatz " direkt vor Ort, um das Geschehen zu begleiten. Polizei verlangt Personalienfeststellung Die Berichterstattung begann für den Pressevertreter mit der Feststellung der Personalien durch die Polizei, einschließlich der Abfrage des Personalausweises. Die Beamten begründeten die Maßnahme damit, es sei bekannt, dass falsche oder gekaufte Presseausweise im Umlauf seien, weshalb die Echtheit geprüft werden müsse. Der Autor des Berichts wies darauf hin, dass diese allgemeine Behauptung keine genügende konk...

Angriffe auf Passanten in Köln – Verdacht auf rechtsextremen Hintergrund

Rechtsextremist aus Köln verbreitet ein Video eines Angriffs auf einen Passanten Ein rechtsextremer Aktivist aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis hat auf TikTok ein Video eines gewaltsamen Angriffs auf einen Passanten veröffentlicht. Darauf weist der Blog „Blogger im Einsatz“ hin, der über Fälle berichtet, die ihm zugetragen wurden. Nach Angaben des Blogs steckt hinter dem Account „Lonkh“ ein polizeibekannter Rechtsextremist aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, der bereits in der Vergangenheit durch Drohungen gegen Antifaschisten sowie durch das öffentliche Posieren mit Waffen auffiel.  In dem TikTok-Video ist zu sehen, wie ein Mann einem Passanten von hinten auf den Kopf schlägt, sodass dieser zu Boden geht. Über die Aufnahme wurde der Satz gelegt: „Packt mich ruhig mit mehreren, aber vergesst nicht, dass wir jeden von euch einzeln packen werden.“ TikTok-Video vom Account „Lonkh“; im Bild stürzt ein Passant zu Boden. Ein zweites Video zeigt einen jungen Erwachsenen, der einen Passant...

Störaktion in Synagoge und 26 Strafanzeigen bei Pro-Palästina-Kundgebung in Düsseldorf

Düsseldorf, 09. Oktober 2025 – In Düsseldorf kam es am Donnerstagabend zu einem größeren Polizeieinsatz auf einer Pro-Palästina-Kundgebung, die in 50 Metern zur Synagoge an der Zietenstraße stattfand. Zeitgleich lief dort eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf mit dem deutsch-israelischen Publizisten und ehemaligen IDF-Sprecher Arye Sharuz Shalicar. Die Polizei leitete im Zusammenhang mit der Kundgebung insgesamt 26 Strafverfahren ein – unter anderem wegen des Verdachts auf Volksverhetzung sowie das Verwenden verfassungswidriger Symbole. Grund für das Einschreiten waren auf Nachfrage von Blogger im Einsatz die Inhalte auf mitgeführten Fahnen, die entsprechende Straftatbestände erfüllten. Eine Anti-Israel-Kundgebung 50 Meter von der Synagoge in Düsseldorf entfernt. Foto:/ Christopher S. Zu der Kundgebung hatten verschiedene Einzelpersonen und Gruppen aufgerufen, darunter auch die Kleinpartei Mera25, wie aus einem entsprechenden Sharepic hervorgeht. Nach Schätzungen nahmen ...